Winterkrieg by Teir Philip

Winterkrieg by Teir Philip

Autor:Teir, Philip
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blessing
veröffentlicht: 2014-06-15T16:00:00+00:00


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Katriina flog auf die Philippinen, um ihrem Kollegen Heikki zu zeigen, wer das Sagen hatte. Als klar wurde, dass sie ein Rekrutierungsprojekt für Krankenschwestern in Manila starten würden, hatte er sich angeboten, die ganze Operation zu leiten, obwohl die Verantwortung ganz offensichtlich bei Katriina lag. Sie wusste außerdem, dass sie die besseren Kontakte hatte und besser verhandeln konnte als er. Sie tat also, was sie immer tat: Sie beschloss, alles selber zu machen.

Am Tag vor der Reise fand ein Fortbildungsseminar im Scandic Hotel Continental in Helsinki statt, an dem viele Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen der HUS teilnahmen. Der Tag begann mit dem Vortrag eines Beraters, der eine Eisscholle als Metapher verwendete. Alle sollten sich vorstellen, dass sie Pinguine seien, die einander halfen, von einer Eisscholle auf die andere zu kommen – am Ende sollten sie im Saal herumgehen und sich vorstellen, wie es war, von der Kolonie abhängig zu sein; wenn einer von ihnen über eine markierte Linie trat, fiel das ganze Kollektiv.

Um drei Uhr am Nachmittag waren sie fertig. Draußen hatte es bereits zu dämmern begonnen. Das Hotel lag direkt an der Töölöbucht, nur einen Steinwurf von Max’ und Katriinas Wohnung entfernt, und Katriina schaute durch das Fenster auf den Park. Jogger umkreisten den gefrorenen See, wie sie es immer taten, trotz des schneidenden Winds und zehn Minusgraden. Eine Gruppe von Menschen stand auf der anderen Seite des Mannerheimintie und wartete auf den Flughafenbus.

Die Stimmung des Fortbildungstags überzog alles wie ein grauer Schleier und wurde noch verstärkt von den Teppichböden des Hotels, den jungen Frauen in Dienstkleidung, die emsig herumliefen, der Menschentraube, die rauchend und plaudernd auf dem Parkplatz stand, und allen anderen Kollegen, die über ihre Kaffeetassen gebeugt auf den nächsten Programmpunkt warteten.

»Zwei Wochen in Manila. Du besuchst die größten Zentralkrankenhäuser und verschaffst dir einen Eindruck, wie groß das Interesse ist. Dann besorgst du Namen und Kontaktdaten. Sie kommen für die Reise auf, und wir bieten einen Intensivkurs in Finnisch und helfen bei der Wohnungssuche. Es müsste einfach sein. Diese ganzen Mädchen träumen ja davon, im Ausland zu arbeiten«, sagte Wivan.

Der Zweck der Reise war, dass Katriina Kontakt zu den Behörden und den Krankenhäusern herstellen und versuchen sollte, interessierte Krankenschwestern zu finden, die nach Finnland kommen und dort arbeiten wollten.

Wivan hatte die Aufsicht über das Projekt, und sie war nicht die Art von Chef, die besonders viel Geduld hatte. Sie wollte, dass alles so schnell wie möglich über die Bühne ging.

Katriina protestierte vorsichtig. Sie hatte das Gefühl, dass Wivan sich nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte, welcher logistische Aufwand betrieben werden musste, um das Projekt erfolgreich abzuschließen.

»In Manila wohnen dreizehn Millionen Menschen«, erwiderte sie. »Wir können nicht einfach dorthin fahren und Krankenschwestern einsammeln, als wären sie Katalogbräute. Ich muss zumindest erst den Kontakt zu den dortigen Behörden herstellen.«

Ein Jahr zuvor hatten sie ein Pilotprojekt durchgeführt, das erfolgreich verlaufen war. Sechzehn philippinische Krankenschwestern absolvierten an einer Berufsfachschule in Helsinki eine Abschlussprüfung, und die Medien sahen darin sofort eine Lösung für die demografische Katastrophe, die Finnland blühte, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gingen.



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